Über die Myozentrik gibt es hauptsächlich Informationen, die dem Verkauf bestimmter Geräte dienen, ansonsten nur vage Überlieferungen, die in der Regel alles andere als akkurat sind. Das liegt daran, dass ihr Begründer, Dr. Bernard Jankelson, zwar Artikel in Fachzeitschriften dazu veröffentlicht, aber nie ein Buch darüber geschrieben hat. Überlieferungen stammen daher von seinen Schülern, die jedoch in der Hauptsache aus den USA, Japan und Italien kamen, und von seinen Gegnern, den Gnathologen.
Jankelson entwickelte seine Vorgehensweise in Kooperation mit einem Professor der Physiologie der University of Oregon, weil er mit dem mechanischen Ansatz der Gnathologie seiner Kollegen weiter im Süden der Westküste der USA unzufrieden war. Derzeit bestand seine anerkannte Expertise in der Totalprothetik, in der man bekanntlich nie gegen Muskeln gewinnt, wie dies in der festsitzenden Prothetik möglich ist, sondern mit ihnen arbeiten muss, um Erfolg zu haben.
Jankelson wollte eine Bisslage, die entlang der Zugvektoren der Kaumuskeln angeordnet ist und keine „Akkommodationen“, also Verschiebungen des Unterkiefers, erforderlich macht. Dies führte ihn zu seiner Myozentrik, deren integraler Bestandteil die Lösung von chronischen Verspannungen in der Kaumuskulatur ist, und die letztlich zu einem neuen Verständnis der Funktion samt ganz anderer Abläufe und Schwerpunkte bei der Umsetzung führte. Sein Sohn Robert verfasste das einzige Buch, das es zur Myozentrik gibt, in englischer Sprache. Jedoch ist das 687-seitige in Japan verlegte Werk „Neuromuscular Dental Diagnosis and Treatment“ längst vergriffen. 2020 erschien „Myozentrik – Fakt und Meinung“ als Begleitbuch zu Fortbildungskursen, aber auch als alleinstehende Informationsschrift in deutscher Sprache, verlegt von der MediPlus GmbH. Hier sind Fakten zu den Ursprüngen der Myozentrik zusammengestellt und ursprüngliche Techniken werden den heutigen gegenüber gestellt.
Der Titel spielt dabei auf den Ausspruch Jankelsons an „If it has been meassured, it is a fact, if not, it is an oppinion“. Er soll erfolgt sein, als er sich immer wieder aufs Neue mit Glaubenssätzen aus der Gnathologie konfrontiert sah, hinter denen keinerlei wissenschaftlichen Fakten standen. Diese Schrift enthält die Fakten zur Myozentrik, keine Mythen!
Schon im Jahr 2009 hatte Rainer Schöttl ein schwieriges Projekt in Angriff genommen: Er wollte ein Buch über die CMD gleichzeitig an interessierte Betroffene und Therapeuten adressieren. In der Überzeugung, dass viele Probleme in diesem Bereich erst durch Eingriffe in den gewachsenen Biss erzeugt werden, sollte dieses Buch zur Vorsicht mahnen und gleichzeitig neue Wege aufzeigen, wie Therapeuten und Betroffene Lösungen für manchmal als schicksalhaft empfundene Probleme finden können.
Nachdem die erste und zweite Auflage als Softcover vergriffen war, stellte er Ende 2009 eine komplett neu bearbeitete und stark erweiterte Neuauflage als Hardcover fertig, indem viele unterschiedlichen Problemkreise, welche die CMD umgeben, wie in einem Handbuch nachgeschlagen werden können. Das Buch kann in Deutschland versandkostenfrei direkt vom Verlag bezogen werden.
Ein Buch ganz anderer Art ist das Taschenbuch „ERSTE HILFE bei CMD“, das 2020 vom gleichen Autor erschienen ist. Hier geht es nur in so weit um Hintergründe und Grundlagen, als deren Verständnis nötig ist, um Beschwerden bei der CMD sofort und unmittelbar anzugehen. Unter vielen anderen Ratschlägen wird die gezielte Anwendung von Bisskissen am Beispiel des FreeBites erklärt, und zwar auf eine Art, die über deren gewöhnlichen Verwendung weit hinausgeht. Neben Anleitungen zur Faszien- und Muskelmassage werden auch solche zu spezifischen CMD-Übungen gegeben, um die Flexibilität in den Weichgeweben wieder herzustellen. Drei verschiedene Muscle Energy Techniken werden dabei vorgestellt, um dies auf besonders schonende Weise mit wenig Krafteinsatz bewirken zu können.
Obwohl sich dieses Buch mehr an Betroffene wendet, enthält es viele Ideen und Tipps, die sich auch für Therapeuten als hilfreich erweisen dürften.
Nur dem Datum nach ist das "MYOBYTE Magazin für Myozentrik und interdisziplinäre Kooperation“ inzwischen etwas in die Jahre gekommen, nicht aber dem Inhalt nach, der heute nicht minder aktuell ist, wie zur Drucklegung.
Die erste Ausgabe wurde von Rainer Schöttl im Jahr 2007 editiert, anlässlich des Todes seines Vaters Walter Schöttl, einem der deutschen Nachkriegspioniere in der Funktionstherapie. Unterschiedliche Dogmen der Gnathologie werden darin hinterfragt, ebenso wie Grundsätze der Myozentrik. Zu jeder Ausgabe wurden auch interessante Koautoren teilweise zu Erstveröffentlichungen eingeladen, sodass das MYOBYTE ein Fundus an Wissen zu Themen rund um die CMD bleibt.
Genaue Angaben zum Inhalt der einzelnen Ausgaben sind unter www.myobyte.de veröffentlicht. Die meisten Ausgaben sind auch heute noch beim Verlag, der MediPlus GmbH, erhältlich.
Das erste Buch von Walter Schöttl „Das TMR-System, Prä-Therapie als Voraussetzung der Rehabilitation“ war 1978 beim Quintessenz Verlag erschienen und diente ausschließlich der Präzisierung gnathologischer Techniken. Als er 1991 sein zweites Buch „Die cranio-mandibuläre Regulation, interdisziplinäre Betrachtung des neuromuskulären Reflexgeschehens“ veröffentlichte, hatte er sich von den mechanischen Vorstellungen einer Scharnierachse abgewandt, war aber seiner Zeit fast zuweit voraus, um von seinen Kollegen verstanden zu werden. Zu einer Zeit, in der noch kaum jemand an Kooperation zwischen Manualtherapeuten und Zahnärzten bei der Funktionstherapie dachte, ging er darin ganz jungen Themen nach, wie der Kranioosteopathie und Wechselspielen zwischen Körperhaltung und Biss, die in manchen Kreisen sogar bis heute noch angezweifelt werden.
Nachdem Walter Schöttl zum Ehrenmitglied der deutschen Sektion des International College of Cranio-Mandibular Orthopedics e. V. ernannt worden war, beschloss der Vorstand, dieses Buch, das damals vergriffen war, neu aufzulegen und somit der Leserschaft verfügbar zu halten.
Auch dieses Buch kann bei der MediPlus GmbH in Deutschland versandkostenfrei bezogen werden.